Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Stress und Überleben von Fischen beim Catch & Release

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Stress und Überleben von Fischen beim Catch & Release

1. Einleitung: Catch & Release in Deutschland

Catch & Release, also das Fangen und anschließende Zurücksetzen von Fischen, ist in Deutschland unter Anglern weit verbreitet. Viele setzen auf diese Methode, um den Fischbestand zu schonen oder weil sie keinen Fisch entnehmen möchten. Dennoch gibt es rund um die Fang-und-Freilass-Praxis viele Diskussionen – vor allem im Hinblick auf Tierschutz und nachhaltige Fischerei.

In Deutschland ist das Thema besonders relevant, da das Tierschutzgesetz den Umgang mit Fischen klar regelt. Jeder Angler steht daher vor der Frage, wie er verantwortungsvoll mit gefangenen Fischen umgeht. Ziel ist es, Stress und Verletzungen bei den Tieren möglichst gering zu halten und ihr Überleben nach dem Zurücksetzen zu sichern.

Wichtige Aspekte beim Catch & Release

Kriterium Bedeutung für Angler
Tierschutzgesetz Fische dürfen nicht ohne vernünftigen Grund gefangen oder verletzt werden
Fischwohl Minimierung von Stress und körperlichen Schäden während des Angelns
Überlebensrate Sicherstellen, dass zurückgesetzte Fische gute Überlebenschancen haben
Nachhaltigkeit Beitrag zum Erhalt der Fischbestände in deutschen Gewässern

Warum ist Catch & Release umstritten?

Einige Angler sehen Catch & Release als sinnvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Andere kritisieren, dass unnötiger Stress für die Tiere entsteht. Wissenschaftliche Erkenntnisse helfen dabei, die Auswirkungen besser zu verstehen und Verantwortung beim Angeln zu übernehmen.

2. Stressfaktoren für Fische beim Angeln

Welche Stressoren wirken auf Fische beim Fang und Freilassen?

Beim Angeln und dem anschließenden Zurücksetzen (Catch & Release) sind Fische verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt. Diese Belastungen können das Wohlbefinden und die Überlebenschancen der Tiere beeinflussen. Hier findest du einen Überblick über die typischen Stressquellen, denen heimische Fischarten in deutschen Gewässern begegnen.

Typische Belastungen im Überblick

Stressfaktor Beschreibung Mögliche Auswirkungen
Kampf an der Angel Fische versuchen, sich zu befreien. Der Kampf dauert je nach Ausrüstung und Fischart unterschiedlich lang. Erschöpfung, erhöhter Energieverbrauch, Laktatanstieg im Blut
Luftkontakt Beim Abhaken oder Fotografieren kommen Fische mit Luft in Kontakt. Schädigung der Kiemen, Austrocknung der Schleimhaut, Sauerstoffmangel
Mechanische Verletzungen Durch Haken oder unsachgemäße Handhabung können Wunden entstehen. Infektionsrisiko, Schmerzen, Langzeitschäden
Temperaturschwankungen Schneller Wechsel zwischen Wasser- und Lufttemperatur beim Landen des Fisches. Kreislaufbelastung, Schockreaktionen
Körperliche Fixierung Halten oder Fixieren des Fisches außerhalb des Wassers. Stressreaktionen, Panik, Verletzungen durch Druck
Lange Handhabungsdauer Langer Zeitraum vom Fang bis zum Zurücksetzen. Zunahme aller oben genannten Belastungen, geringere Überlebensrate
Worauf Angler achten sollten:

Viele dieser Stressfaktoren lassen sich durch umsichtiges Verhalten reduzieren. Eine schnelle, schonende Handhabung und das Vermeiden von unnötigem Luftkontakt helfen den Fischen, sich nach dem Zurücksetzen besser zu erholen.

Wissenschaftliche Studien zum Überleben nach dem Zurücksetzen

3. Wissenschaftliche Studien zum Überleben nach dem Zurücksetzen

Was sagen aktuelle Studien aus Deutschland?

In Deutschland gibt es mittlerweile viele wissenschaftliche Untersuchungen dazu, wie gut Fische das Zurücksetzen nach dem Fang (Catch & Release) überleben. Die Forscher analysieren dabei verschiedene Faktoren, die das Überleben beeinflussen, zum Beispiel Fischart, Wasserbedingungen und wie mit den Fischen umgegangen wird.

Überlebensraten verschiedener Fischarten

Fischart Überlebensrate (%) Besondere Hinweise
Barsch 90-98 Schnelles Zurücksetzen wichtig
Hecht 85-95 Schonende Behandlung nötig
Karpfen 95-99 Kaum Probleme bei richtiger Handhabung
Forelle 60-85 Anfällig für Stress, vorsichtige Behandlung erforderlich

Zentrale Erkenntnisse aus den Studien

  • Schnelligkeit zählt: Je kürzer der Fisch außerhalb des Wassers ist, desto besser sind seine Überlebenschancen.
  • Nasse Hände verwenden: Trockene Hände oder raue Oberflächen schaden der Schleimschicht der Fische und erhöhen das Infektionsrisiko.
  • Köderwahl macht einen Unterschied: Fische, die im Maul gehakt wurden, überleben häufiger als solche mit tieferen Verletzungen durch den Haken.
  • Wassertemperatur beachten: Bei hohen Temperaturen steigt das Risiko von Stress und Tod nach dem Zurücksetzen.
  • Artenschutz beachten: Besonders empfindliche Arten benötigen spezielle Vorsicht beim Umgang.
Praxistipp aus der Forschung

Laut deutschen Experten ist es entscheidend, möglichst schnell und behutsam zu handeln. Am besten wird der Fisch direkt im Wasser abgehakt und nur kurz für ein Foto angehoben. So kann man die Überlebenschance deutlich erhöhen.

4. Einfluss von Fangtechniken und Handling auf den Fische-Stress

Wie wirken sich Fangmethoden auf das Stresslevel der Fische aus?

Beim Angeln mit Catch & Release ist die gewählte Fangmethode entscheidend für das Wohlbefinden der Fische. Unterschiedliche Techniken können verschieden starke Stressreaktionen bei Fischen auslösen. Besonders relevant sind Drilldauer, Hakentyp und das Material der Ausrüstung.

Vergleich verschiedener Fangmethoden

Fangmethode Stresslevel für den Fisch Bemerkung
Kunstköder (z. B. Blinker, Wobbler) Mittel bis Hoch Tieferes Eindringen des Hakens möglich, längerer Drill
Naturköder (z. B. Wurm, Köderfisch) Mittel Oft tiefere Hakenplatzierung, aber meist kürzere Drills
Schonhaken/Barbless Hook Niedrig bis Mittel Leichteres und schnelleres Lösen des Hakens, weniger Verletzung

Bedeutung des Handlings nach dem Fang

Auch der Umgang mit dem Fisch nach dem Fang hat großen Einfluss auf seinen Stresspegel und seine Überlebenschancen. Schonende Behandlung reduziert Verletzungen und verbessert die Rücksetzrate.

Tipps für stressarmes Handling:

  • Nasse Hände: Verhindert Schädigung der Schleimhaut.
  • Schnelles Zurücksetzen: Minimiert den Zeitraum außerhalb des Wassers.
  • Sanfte Landung: Gummierte Kescher oder nasse Unterlagen schonen die Haut.
  • Haken möglichst im Wasser lösen: So bleibt der Fisch besser mit Sauerstoff versorgt.
Kurzüberblick: Einflussfaktoren beim Catch & Release
Faktor Ausschlaggebender Effekt auf den Fisch
Länge des Drills Längerer Drill = mehr Stress, höhere Erschöpfung
Art des Hakens Dornlose Haken verursachen weniger Verletzungen und sind schneller zu entfernen
Zeit außerhalb des Wassers Kurz halten! Weniger Sauerstoffmangel und Austrocknung
Berührung mit trockenen Händen/Unterlagen Besser vermeiden, um die Schutzschicht der Fische nicht zu beschädigen

5. Empfehlungen für Angler: Stressminimierung und tierschutzgerechtes Verhalten

Warum ist Stressminimierung wichtig?

Fische reagieren auf das Fangen und Zurücksetzen mit Stress. Zu viel Stress kann die Überlebenschancen deutlich verringern. Ein verantwortungsvoller Umgang hilft, das Wohl der Tiere zu schützen und nachhaltige Fischerei zu fördern.

Praktische Tipps für Angler in Deutschland

Vor dem Angeln

  • Die richtige Ausrüstung wählen: Verwenden Sie Einzelhaken ohne Widerhaken (Barbless-Hooks), um Verletzungen zu minimieren.
  • Angelzeiten beachten: Meiden Sie hohe Wassertemperaturen im Sommer, da Fische dann besonders gestresst sind.

Während des Angelns

  • Köder richtig auswählen: Naturköder oder Kunstköder? Je nach Zielfischart sind unterschiedliche Methoden schonender.
  • Schnell handeln: Drillen Sie den Fisch so kurz wie möglich, um Erschöpfung zu vermeiden.

Nach dem Fang

  • Nasse Hände benutzen: So bleibt der Schleimschutz des Fisches erhalten.
  • Möglichst im Wasser abhaken: Das reduziert Verletzungsrisiken und Stress.
  • Schnelles Fotografieren: Wenn ein Foto gewünscht wird, bitte alles vorbereiten und den Fisch nur wenige Sekunden über Wasser halten.
  • Sorgfältig zurücksetzen: Halten Sie den Fisch sanft im Wasser, bis er wieder von selbst schwimmt.

Tabelle: Schonendes Catch & Release – Dos and Don’ts

Dos Don’ts
Nasse Hände benutzen
Fisch möglichst im Wasser lassen
Schnell abhaken
Passende Ausrüstung verwenden
Richtige Köderwahl
Kurze Drillzeit
Gutes Handling beim Zurücksetzen
Trockene Hände/Fisch auf Boden legen
Lange Fotosessions
Lange Luftkontaktzeit
Unpassende Haken (z.B. Drillinge mit Widerhaken)
Harte Behandlung des Fisches
Fischen bei hohen Wassertemperaturen

Tierschutzgesetz und lokale Vorschriften beachten

Achten Sie stets auf die aktuellen Regelungen in Ihrem Bundesland. In Deutschland ist Tierschutz beim Angeln Pflicht. Informieren Sie sich vor jedem Angelausflug über Verbote und Schonzeiten!

Kurz zusammengefasst:
  • Schnelles, schonendes Handling rettet Leben.
  • Tierschutzgerechtes Verhalten sorgt für nachhaltigen Fischbestand.
  • Lernen Sie die Bedürfnisse der heimischen Fischarten kennen!

6. Gesetzliche Rahmenbedingungen in Deutschland

Überblick über rechtliche Vorgaben und Besonderheiten beim Catch & Release

In Deutschland ist das Angeln stark geregelt, besonders wenn es um das sogenannte „Catch & Release“ geht. Das bedeutet: Fische werden gefangen, aber nach dem Fang wieder lebend ins Wasser zurückgesetzt. Was dabei erlaubt ist und was nicht, hängt von verschiedenen Gesetzen und Verordnungen ab.

Wichtige Gesetze und Regelungen

Gesetz/Verordnung Bedeutung für Catch & Release
Tierschutzgesetz (TierSchG) Fische dürfen nicht ohne vernünftigen Grund gefangen oder verletzt werden. Reines Spaßangeln ist verboten.
Fischereigesetze der Bundesländer Jedes Bundesland hat eigene Regeln, z.B. zu Schonzeiten und Mindestmaßen.
Fangverbote & Schonzeiten In bestimmten Zeiten oder für bestimmte Arten darf nicht geangelt werden. Gefangene Fische müssen zurückgesetzt werden.
Mindestmaße Untere Größenlimits: Zu kleine Fische müssen sofort und möglichst schonend zurückgesetzt werden.

Spezielle Aspekte beim Umgang mit Fischen

Das gezielte Angeln nur zum Zurücksetzen („reines Catch & Release“) ist in vielen Bundesländern problematisch oder untersagt. Angler müssen immer einen „vernünftigen Grund“ haben, also meist die Verwertung des Fangs als Lebensmittel. Allerdings gibt es Ausnahmen, zum Beispiel wenn ein Fisch untermaßig ist oder geschützte Arten betroffen sind – hier ist das Zurücksetzen sogar vorgeschrieben.

Regionale Unterschiede beachten

Die genauen Vorschriften variieren zwischen den Bundesländern. Informiere dich daher immer vor Ort über die geltenden Regelungen. Oft helfen lokale Angelvereine oder die jeweiligen Fischereibehörden weiter.

7. Fazit und Ausblick

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen deutlich, dass das Fangen und Zurücksetzen von Fischen, auch bekannt als Catch & Release, für die Fische mit Stress verbunden ist. Dabei gibt es verschiedene Faktoren, die das Überleben der Tiere beeinflussen. Temperatur, Dauer des Drills und Umgang mit dem Fisch spielen eine wichtige Rolle. Die Forschung hat herausgefunden, dass ein schonender Umgang und kurze Entnahmezeiten die Überlebenschancen deutlich erhöhen.

Wichtige Einflussfaktoren beim Catch & Release

Faktor Auswirkung auf den Fisch
Wassertemperatur Hohe Temperaturen erhöhen das Sterberisiko.
Dauer des Drills Lange Kämpfe verursachen mehr Stress.
Handhabung an Land Trockene Hände und lange Zeit außerhalb des Wassers schaden der Schleimhaut.
Hakenart Schonhaken oder Einzelhaken verringern Verletzungen.

Mögliche Entwicklungen im Umgang mit Catch & Release

In Deutschland wird immer häufiger über bessere Methoden zum Schutz der Fische diskutiert. Angler setzen sich zunehmend dafür ein, Fische möglichst stressfrei zu behandeln. Innovative Techniken und Schulungen könnten in Zukunft helfen, die Belastung für die Tiere weiter zu reduzieren. Außerdem gibt es Bestrebungen, verbindliche Richtlinien für Angler zu entwickeln, um einheitliche Standards zu schaffen.

Schritte für eine bessere Praxis:

  • Schnelles Zurücksetzen mit nassen Händen oder Kescher
  • Nutzung von Haken ohne Widerhaken
  • Vermeidung von Fotosessions außerhalb des Wassers
  • Beachtung der Wassertemperatur beim Angeln
Blick nach vorne:

Die Wissenschaft liefert wertvolle Hinweise für einen bewussteren Umgang mit Fischen beim Angeln. Mit kleinen Veränderungen können Angler viel bewirken und so aktiv zum Tierschutz beitragen.