1. Einleitung: Weißfischangeln in Deutschland
Das Angeln auf Weißfische ist in Deutschland eine traditionsreiche und weit verbreitete Freizeitbeschäftigung, die sowohl Einsteiger als auch erfahrene Petrijünger begeistert. Unter den zahlreichen Weißfischarten stehen besonders Brassen (Brachsen), Rotauge und Rotfeder im Fokus vieler Angler. Diese Fischarten sind nicht nur in nahezu allen deutschen Flüssen, Seen und Kanälen heimisch, sondern auch für ihre ausgeprägte Anpassungsfähigkeit und ihr interessantes Beißverhalten bekannt. Während Brassen wegen ihrer Größe und Kraft als beliebtes Ziel beim Posenangeln gelten, faszinieren Rotaugen und Rotfedern mit ihren feinen Bissen und ihrem oft anspruchsvollen Verhalten. Gerade in den gemäßigten Breitengraden Deutschlands bieten diese Arten das ganze Jahr über spannende Angelmöglichkeiten. Ihre Beliebtheit unter heimischen Anglern resultiert dabei nicht nur aus der Häufigkeit ihres Vorkommens, sondern auch aus der Herausforderung, sie gezielt mit der Pose zu überlisten. In diesem Beitrag erhalten Sie einen fundierten Überblick über die Besonderheiten dieser drei Weißfischarten und erfahren praxisnahe Tipps für ein erfolgreiches Posenangeln auf Brassen, Rotauge und Rotfeder.
2. Lebensräume und Verhaltensweisen der Zielarten
Lebensräume von Brassen, Rotauge und Rotfeder
Die drei Weißfischarten Brassen (Abramis brama), Rotauge (Rutilus rutilus) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) sind in ganz Deutschland weit verbreitet. Sie bevorzugen jedoch unterschiedliche Standorte in Seen und Flüssen, die ihre Lebensweise und ihr Verhalten maßgeblich beeinflussen.
Fischart | Bevorzugte Gewässertypen | Typische Standorte |
---|---|---|
Brassen | Stillgewässer, langsam fließende Flüsse | Tiefe Zonen, Schlammgrund, Seerosenfelder |
Rotauge | Seen, Teiche, Flüsse | Krautreiche Uferbereiche, mittlere Wassertiefe, Buhnenfelder |
Rotfeder | Seen, ruhige Flussabschnitte | Flachwasserzonen mit dichter Vegetation, Schilfgürtel |
Fressgewohnheiten der Weißfische
Alle drei Arten gelten als anspruchslose Allesfresser (Omnivoren), unterscheiden sich aber in ihren bevorzugten Nahrungsquellen:
- Brassen: Fressen vor allem Bodentiere wie Würmer, Mückenlarven und kleine Schnecken. Bei starker Nahrungskonkurrenz nehmen sie auch pflanzliches Material auf.
- Rotauge: Ernähren sich flexibel von Insektenlarven, Kleinkrebsen sowie Algen und Wasserpflanzen. Besonders im Sommer werden gerne Oberflächeninsekten gefressen.
- Rotfeder: Bevorzugen pflanzliche Kost wie feine Wasserpflanzen und Algen. Im Frühling und Sommer nehmen sie aber auch tierische Nahrung zu sich.
Verhaltensmuster im Jahresverlauf
Das Verhalten der Weißfische variiert je nach Jahreszeit und Wassertemperatur:
- Saisonale Standortwechsel: Im Frühjahr suchen alle drei Arten flachere Uferzonen zum Laichen auf. Während der wärmeren Monate bleiben sie häufig in krautreichen Bereichen oder tieferen Zonen mit ausreichend Sauerstoff.
- Nahrungssuche: Morgens und abends sind Brassen besonders aktiv auf Futtersuche am Grund. Rotaugen kann man tagsüber gut beim Gründeln an seichten Stellen beobachten. Rotfedern sammeln ihre Nahrung meist in den oberen Wasserschichten nahe der Vegetation.
- Schwarmverhalten: Alle drei Arten leben außerhalb der Laichzeit in Schwärmen unterschiedlicher Größe – ein wichtiger Aspekt für das gezielte Posenangeln.
Spezielle Anpassungen an deutsche Gewässerbedingungen
Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen ist ein Schlüsselmerkmal dieser Weißfische. Während Brassen bei trübem Wasser besonders erfolgreich grasen, profitieren Rotaugen und Rotfedern von klaren Uferbereichen mit reichlich Pflanzenwuchs. Die Kenntnis dieser Unterschiede hilft Anglern dabei, gezielt erfolgversprechende Angelplätze auszuwählen und passende Montagen sowie Köder einzusetzen.
3. Die richtige Ausrüstung fürs Posenangeln
Um gezielt auf Weißfische wie Brassen, Rotauge und Rotfeder zu angeln, ist eine fein abgestimmte Ausrüstung entscheidend. Die Wahl der passenden Rute, Rolle, Schnur und Pose beeinflusst nicht nur den Angelerfolg, sondern auch das schonende Handling dieser empfindlichen Fischarten.
Empfohlene Ruten für das Posenangeln auf Weißfische
Für das gezielte Angeln auf Brassen, Rotaugen und Rotfedern sind leichte bis mittelschwere Match- oder Tele-Ruten mit einer Länge zwischen 3,60 m und 4,20 m ideal. Diese bieten die nötige Feinfühligkeit für präzise Würfe und ein sensibles Anbieten des Köders. Das Wurfgewicht sollte im Bereich von 5 bis 25 Gramm liegen, um sowohl feine als auch etwas größere Posen sicher auswerfen zu können.
Die richtige Rolle – leichtgängig und fein einstellbar
Eine kleine bis mittelgroße Stationärrolle (Größe 1000–3000) passt optimal zur leichten Rute. Achten Sie auf einen sauberen Lauf und eine fein justierbare Bremse, damit auch vorsichtige Bisse sicher verwertet werden können. Eine hohe Übersetzung ist beim Posenangeln weniger wichtig als eine sensible Bremseinstellung.
Schnurwahl: Dünn und unauffällig
Beim Weißfischangeln empfiehlt sich eine monofile Hauptschnur mit einem Durchmesser zwischen 0,14 mm und 0,18 mm. Sie ist dehnungsarm und sorgt für eine natürliche Präsentation des Köders. Alternativ kann eine dünne geflochtene Schnur eingesetzt werden, wenn besonders weite Würfe erforderlich sind. Ein feines Vorfach (0,10–0,14 mm) aus Fluorocarbon erhöht die Unauffälligkeit im Wasser zusätzlich.
Prachtvolle Posen – filigran statt klobig
Schlanke Stippposen oder Balsaholzposen mit Tragkräften von 0,5 bis maximal 3 Gramm sind für das gezielte Angeln auf Weißfische typisch. Besonders bei vorsichtigen Fischen in klarem Wasser macht sich eine möglichst unauffällige Pose bezahlt. Die Antenne sollte gut sichtbar sein, ohne die Fische zu verschrecken – hier sind Modelle mit feiner Spitze im Vorteil.
Montage-Tipps und feines Tackle
Eine klassische Laufposenmontage eignet sich hervorragend: Die Pose wird frei auf der Hauptschnur geführt und durch einen Stopper in der gewünschten Tiefe gehalten. Kleine Bleischrote sorgen für ein langsames Absinken des Köders. Haken der Größe 12 bis 18 – je nach Ködergröße – garantieren eine hohe Bissausbeute bei gleichzeitig geringer Verletzungsgefahr für die Fische. Verwenden Sie stets scharfe Haken und achten Sie auf klein dimensionierte Wirbel und Karabiner, um das Gesamtgewicht der Montage gering zu halten.
4. Köderauswahl und Anköderung
Die Wahl des richtigen Köders ist beim gezielten Posenangeln auf Weißfische wie Brassen, Rotauge und Rotfeder entscheidend. Unterschiedliche Fischarten zeigen oft Präferenzen für bestimmte Naturköder, wobei regionale Gewohnheiten und jahreszeitliche Einflüsse ebenfalls eine Rolle spielen. Im Folgenden werden bewährte Naturköder vorgestellt und Tipps zur optimalen Präsentation an der Pose gegeben.
Bewährte Naturköder für Weißfische
Köderart | Geeignet für | Besonderheiten |
---|---|---|
Maden | Alle Weißfischarten, besonders Rotauge & Rotfeder | Sehr beweglich, animieren den Bissreiz auch bei vorsichtigen Fischen |
Würmer (z.B. Tauwurm, Mistwurm) | Brassen, größere Rotaugen | Langer Geruchshorizont, eignet sich vor allem für tiefere Gewässerbereiche |
Mais | Brassen, gelegentlich Rotfeder | Auffällige Farbe, selektiert kleinere Beifänge aus |
Anköderung: So präsentieren Sie Naturköder fachgerecht
- Maden: Einzelne Maden werden meist am dünnsten Ende vorsichtig auf den Haken gezogen. Für größere Fische können mehrere Maden zu einem „Madenbündel“ kombiniert werden.
- Würmer: Kurze Stücke von Mistwürmern eignen sich gut für kleine Haken, während beim Angeln auf kapitale Brassen gerne ein ganzer Tauwurm angeboten wird. Der Wurm sollte so aufgezogen werden, dass er sich natürlich bewegt.
- Mais: Ein oder zwei Maiskörner werden direkt durch die Körnerspitze auf den Haken gesteckt. Damit bleibt der Köder möglichst fest sitzen und verliert nicht an Attraktivität.
Präsentation an der Pose: Feinabstimmung ist alles
Der Köder sollte möglichst natürlich im Wasser schweben oder knapp über dem Grund angeboten werden. Hierbei ist es wichtig, das Vorfach fein auszubalancieren und die Pose so einzustellen, dass sie sensibel auf jede Bewegung reagiert. Besonders bei scheuen Weißfischen lohnt es sich, mit Hakengröße und Ködermenge zu experimentieren – kleine Haken (Größe 16–20) und dezente Köderpräsentation führen häufig zum Erfolg.
5. Bestzeiten und Angelplätze
Wann lohnt sich das gezielte Angeln auf Weißfische?
Die besten Zeiten zum Posenangeln auf Brassen, Rotauge und Rotfeder hängen stark von der Jahreszeit und den Witterungsbedingungen ab. Generell gilt: In den wärmeren Monaten von April bis Oktober sind die Fangaussichten am größten. Besonders im Frühjahr, wenn das Wasser sich erwärmt, kommen die Fische in Ufernähe zum Laichen. In dieser Zeit lassen sich Weißfische oft in größeren Schwärmen antreffen und reagieren besonders gut auf feine Posenmontagen.
Saisonale Besonderheiten
Im Frühsommer und Hochsommer empfiehlt es sich, die frühen Morgenstunden oder die Dämmerung zu nutzen. Dann sind Brassen, Rotaugen und Rotfedern besonders aktiv auf Futtersuche, während sie sich tagsüber oft in tieferen oder schattigen Bereichen aufhalten. Im Herbst können Sie vor allem an sonnigen Tagen mit guten Fängen rechnen, da sich die Fische noch einmal für den Wintervorrat stärken.
Wo findet man die besten Angelplätze in Deutschland?
In Deutschland gibt es zahlreiche Hotspots für das gezielte Posenangeln auf Weißfische. Typische Standorte sind langsam fließende Flüsse wie Rhein, Main oder Elbe sowie naturbelassene Seen und Altarme. Besonders erfolgreich ist das Angeln in strukturreichen Uferbereichen mit Seerosenfeldern, Schilfgürteln oder versunkenen Bäumen – hier finden Weißfische Deckung und Nahrung.
Regionale Hotspots
In Norddeutschland sind große Binnenseen wie der Plöner See oder die Müritz bekannt für ihren guten Weißfischbestand. In Süddeutschland bieten Donau-Altgewässer oder der Chiemsee hervorragende Möglichkeiten für gezieltes Posenangeln. Auch kleinere Vereinsgewässer in ländlichen Regionen können echte Geheimtipps sein – ein Gespräch mit lokalen Anglern oder beim Angelverein vor Ort liefert oft wertvolle Informationen zu aktuellen Fangplätzen.
Praxistipp:
Beobachten Sie das Wasser genau: Aufsteigende Blasen, krautige Bereiche oder leichte Wellenbewegungen deuten häufig auf aktive Fische hin. Wer flexibel bleibt und verschiedene Plätze ausprobiert, steigert seine Fangchancen erheblich.
6. Praxis-Tipps: Bisserkennung und Drill
Feine Bisserkennung beim Posenangeln
Beim gezielten Angeln auf Weißfische wie Brassen, Rotauge und Rotfeder ist die präzise Bisserkennung entscheidend für den Fangerfolg. Diese Fischarten sind bekannt für ihre vorsichtigen und manchmal kaum wahrnehmbaren Bisse. Eine fein austarierte Pose, idealerweise eine schlanke Stipppose oder Sensitivpose mit geringem Auftrieb, ist daher essenziell. Die Pose sollte so eingestellt sein, dass sie bei der kleinsten Berührung durch den Fisch eine Bewegung zeigt. Schon ein leichtes Zittern, seitliches Wandern oder ein langsames Abtauchen kann auf einen Biss hindeuten. Erfahrene Angler achten auch auf feine Anhebebisse: Hier richtet sich die Pose plötzlich etwas auf oder hebt sich leicht aus dem Wasser – ein typisches Zeichen für einen Weißfischbiss.
Die richtige Reaktion auf den Biss
Gerade bei sensiblen Arten wie Rotauge und Rotfeder ist es wichtig, nicht zu früh und nicht zu spät anzuschlagen. Geduld zahlt sich aus: Erst wenn die Pose klar untergeht oder deutlich wandert, sollte der Anhieb gesetzt werden. Ein sanfter, aber zügiger Anhieb reicht meist aus – zu starkes Anschlagen kann den empfindlichen Maulbereich dieser Weißfische verletzen.
Sicherer Drill und Landung empfindlicher Weißfische
Nach dem erfolgreichen Anhieb beginnt der sogenannte Drill – also das kontrollierte Heranführen des Fisches ans Ufer. Da Brassen, Rotaugen und Rotfedern feine Mäuler haben und ihr Schuppen- sowie Schleimhautkleid sehr empfindlich ist, empfiehlt sich eine fein eingestellte Bremse an der Rolle und der Verzicht auf grobe Gewalt. Halten Sie ständigen Kontakt zum Fisch und vermeiden Sie hektische Bewegungen mit der Rute. Besonders bei größeren Brassen kann es zu kraftvollen Fluchten kommen – lassen Sie diesen Bewegungen Spielraum, um Ausschlitzen zu verhindern.
Der richtige Umgang beim Landen
Nutzen Sie zum Landen stets einen feinmaschigen Kescher, um die empfindliche Schleimschicht der Fische zu schützen. Der Fisch sollte möglichst ruhig ins Netz geführt werden – Hektik oder ruckartiges Heben erhöhen die Verletzungsgefahr. Legen Sie gefangene Weißfische immer auf eine nasse Unterlage (zum Beispiel eine Abhakmatte), um Stress und Hautverletzungen zu minimieren. So bleibt nicht nur das Wohl der Fische gewahrt, sondern auch die Qualität des Fangs.
7. Anglerische und rechtliche Besonderheiten in Deutschland
Wichtige gesetzliche Regelungen für das Posenangeln auf Weißfische
Beim gezielten Posenangeln auf Brassen, Rotaugen und Rotfedern in Deutschland müssen Angler verschiedene rechtliche Vorgaben beachten. Diese Regelungen dienen nicht nur dem Schutz der Fischbestände, sondern sorgen auch für nachhaltige Nutzung der Gewässer. Zu den wichtigsten Vorschriften zählen Mindestmaße, Schonzeiten sowie spezielle Bestimmungen zum Umgang mit gefangenen Fischen.
Mindestmaße und Schonzeiten
Für viele Weißfischarten wie Brassen, Rotauge oder Rotfeder gelten in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Mindestmaße und Schonzeiten. Beispielsweise kann das Mindestmaß für das Rotauge zwischen 15 und 20 cm liegen, während die Rotfeder regional meist ab 18 cm entnommen werden darf. Die Schonzeiten sind entscheidend für den Fortbestand der Populationen – während dieser Zeit dürfen die Fische nicht gefangen oder entnommen werden. Es ist daher unerlässlich, sich vor jedem Angelausflug über die aktuellen Regelungen des jeweiligen Bundeslandes oder Gewässers zu informieren.
Erlaubnisscheine und Fangbeschränkungen
In Deutschland ist das Angeln grundsätzlich erlaubnispflichtig. Für jedes Gewässer benötigt man einen gültigen Fischereischein sowie einen Erlaubnisschein (Angelkarte) des jeweiligen Gewässereigentümers oder -pächters. Darüber hinaus gibt es oftmals Fangbeschränkungen hinsichtlich der täglichen Entnahmemenge oder spezieller Angelmethoden – beispielsweise können bestimmte Köder oder Montagen verboten sein. Auch hier empfiehlt sich ein genauer Blick in die lokalen Regelwerke.
Nachhaltiges Verhalten am Wasser
Neben den gesetzlichen Bestimmungen spielt verantwortungsvolles Verhalten eine zentrale Rolle beim Posenangeln auf Weißfische. Dazu gehört unter anderem das schonende Zurücksetzen von untermaßigen oder geschützten Fischen, die Verwendung möglichst fischschonender Haken (z.B. ohne Widerhaken) sowie der respektvolle Umgang mit Flora und Fauna am Uferbereich. Müllvermeidung und Rücksichtnahme auf andere Naturnutzer sind ebenso selbstverständlich.
Tipp: Immer informiert bleiben!
Da sich rechtliche Vorgaben ändern können, sollten Angler regelmäßig die Websites der örtlichen Fischereiverbände konsultieren oder Rücksprache mit Gewässerwarten halten. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das Posenangeln auf Brassen, Rotauge und Rotfeder nicht nur erfolgreich, sondern auch im Einklang mit Natur- und Tierschutz erfolgt.